Februar – April 2024
von Nicole Zenklusen Funk
Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, mit der Methode des Playback-Theaters verschiedene Organisationen in der Menschenrechtsarbeit sowie im friedenspolitischem Kontext in Lateinamerika in ihrer wertvollen Arbeit zu unterstützen.
Beim Playback-Theater werden Stichworte und Erzählungen aus dem Publikum von einer Gruppe Schauspielenden aus dem Stegreif in Theaterszenen verwandelt. Dies hilft, wichtige Themen darzustellen, Empathie für unterschiedliche Positionen zu entwickeln, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und Schweres durch eine Prise Humor leichter zu machen. Wer seine Geschichte erzählen kann und als Theaterszene zurückgespielt sieht, fühlt sich gewürdigt und gehört. Dies hilft insbesondere, wenn Menschen traumatische Situationen erlebt haben. Es hilft aber auch für die Lebensfreude und für die Würdigung der kleinen erfreulichen Dinge im Alltag.

1. Bogotá, Kolumbien
Als Auftakt konnte ich für die professionellen Spitalclowns der «Fundación Doctora Clown» eine Weiterbildung im Fach Playback-Theater leiten. Den versierten Künstler/innen gelang es mit Leichtigkeit, die gezeigten Theaterformen umzusetzen und in ihr Repertoire aufzunehmen. Sie arbeiteten mit riesiger Freude und grosser Energie. Ich war beeindruckt und überwältigt von ihrem grossen Können und ihrem ansteckenden Humor.

2. El Alto, Bolivien
Ein sehr beeindruckendes Erlebnis war meine Zusammenarbeit mit den Frauen von OMAK. OMAK ist eine Organisation für indigene Frauen, welche häusliche oder sexualisierte Gewalt erfahren haben oder ihr weiterhin ausgesetzt sind. OMAK unterstützt ihre Mitglieder dabei, ihre Erlebnisse zu verarbeiten und ihr Selbstwertgefühl zurückzugewinnen. Sie werden auch ausgebildet, um anderen Frauen in ähnlichen Situationen zu helfen. In unserem Workshop mit Playback-Theater wurden Alltagssituationen, Gefühle und Erlebnisse der Teilnehmenden aufgenommen und von der Gruppe als Theaterszenen dargestellt. Das Erzählen und Zuhören, das Spielen und Gestalten hatten eine phänomenal nährende und aufbauende Wirkung für die Gruppe. Ich war sehr gerührt und glücklich, diese hilfreiche Methode weitergeben zu dürfen. Über allem war ich auch sehr beeindruckt von der Kraft und Resilienz der teilnehmenden Frauen, wie sie mit ihrer Situation umgehen, sich vernetzen und ihr Wissen zum Wohl von anderen weitergeben.

3. Sucre, Bolivien
In Sucre durfte ich mit einer wunderbaren Gruppe von Studierenden arbeiten, welche sich Gestores de Paz nennen. Entstanden ist diese Gruppe auf Initiative des Weltfriedensdienstes und der Organisation ACLO. Die Gruppe entwickelt Theaterstücke zu aktuellen sozialpolitischen Themen und spielt sie als Strassentheater oder in pädagogischen Institutionen mit dem Ziel, zur Aufklärung und Bildung der Bevölkerung beizutragen. Die Mitglieder der Gruppe waren voller Neugier und Begeisterung, um mit mir zusammen Neues zu lernen und an ihrer Kunst zu feilen. Wir arbeiteten einerseits an der Schauspieltechnik und der Darstellung von Gefühlen. Ich erarbeitete mit ihnen aber auch Theaterformen, mit denen sie mit ihrem Publikum in den Dialog treten und Fragen und Gefühle, die von Mitgliedern des Publikums formuliert werden, als Theaterbilder umsetzen können. Die Gruppe setzt sich mit viel Herzblut und Engagement für ihre Themen ein. Die Gestores de Paz haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.

Auf dieser Reise arbeitete ich mit folgenden Organisationen zusammen:
OMAK
Weltfriedensdienst
Ziviler Friedensdienst
ACLO
Gönnerverein Doctora Clown – zur Website
